Abwassermanagement Teil 4
„Was darf es sein?“ ist eine essentielle Frage für Häuslebauerinnen, auch wenn wir diese Frage erst einmal nicht auf dem Schirm haben. Im Baumarkt schließlich sehen wir vor allem grau.
Doch: Abwasserleitungen werden aus unterschiedlichen Materialien gefertigt. Daher ist eine kleine Materialkunde für Anfänger sinnvoll.
Welche Materialien stehen denn zur Auswahl?
- Kunststoff
- Gusseisen
- Edelstahl
- Beton
Die Materialien haben ihre Vor- und Nachteile und können Unterschiedliches. Daher sollten Sie sich überlegen, was die Rohre können müssen beziehungsweise sollen.
Was sollte das Material denn können (müssen)?
Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir lange keine Gedanken gemacht, was ein Abwasserrohr alles können muss. Mir war auch gar nicht bewußt, daß eine solche Frage relevant sein konnte. Klar war mir nur, wie schon geschrieben, meine Rohre sollten den Schall dämmen.
Doch tatsächlich müssen Abwasserrohre einiges können, z.B.
- schwer entflammbar sein
- hitzebeständig sein
- Chemie aushalten können (z.B. Salze, Säuren, Laugen…)
- Drucke wegstecken
- dicht sein
- Dmöglichst nicht (giftig) rauchen im Brandfall…
Die Materialien im Überblick
Kunststoff
Kunststoffrohre sind außerordentlich verbreitet. Meist kennen wir die günstigen HT-Rohre in grau. Doch ich kenne sie auch in vielen Farben: rot, grün, grau, blau, weiß, anthrazit. Und jetzt, wo Sie das wissen, werden Sie sicherlich auch an vielen Stellen diese Rohre in unterschiedlichen Farben entdecken.
Die Farben stellen in vielen Fällen einen Code dar:
Die vermutlich bekanntesten grauen Rohre sind aus Polypropylen und für den Innenbereich gedacht. Sie sind hitzebeständig, aber auch Salze, Säuren und Laugen stecken sie weg. Es gibt diese Rohre auch in weiß, anthrazit und teils auch blauer Farbe. In diesen Fällen handelt es sich um Schallschutzvarianten. Weiß sind die Rohre der Marke Rehau, anthrazit die von Geberit und blau sind die Varianten von Marley, die aber meist nur in 100er Dimensionen angeboten werden werden.
Die orangen Rohre sind für den Außenbereich entwickelt und bestehen aus Polyvinylchlorid. Diese Rohre sind nicht hitzebeständig und werden vor allem als Kanalgrundrohr eingesetzt, daher werden sie auch oft als KG bezeichnet. Das KG verbindet also das hausinnere Abwassersystem mit der öffentlichen Kanalisation. Damit liegt es im Erdreich und muss auch einiges an Druck aushalten. Daher ist der Kern geschäumt. Diese Rohre gibt es mit einem Aussendurchmesser größer als 110 mm.
Die grünen Rohre , auch KG 2000 genannt, sind eine Alternative zum orangen KG. Sie sind stabilder und weniger schlagempfindlich. Wenn Ihre Rohre unter einer Einfahrt verlaufen, dann wären sie eher zu empfehlen, da sich auch für leichten Schwerlastverkehr geeignet sein sollen.
Gusseisen
Gusseiserne Rohre gelten als unkaputtbar. Doch: mein Elternhaus hatte ein gusseisernes Fallrohr, das leider in Teilen verrostet war.
Insgesamt sind diese Rohre allerdings sehr stabil und solide, allerdings auch gewichtig. Sie sind herausragend in Sachen Brandschutz, da sie nicht brennbar sind und auch keinen Rauch entwickeln. Doch auch in der Geräuschentwicklung punkten sie, denn sie sind außerordentlich geräuscharm.
Mancherorts sollen Gusseisenrohre auch vor Wänden installiert werden. Dann, so heißt es, würden sie sich optisch besonders gut machen, da sie kaum Gebrauchsspuren entwickeln und rustikal gefällig wirken. Allerdings kann ich dabei nicht wirklich mitreden. Unser altes Fallrohr war im Keller sichtbar, ist uns aber nicht aufgefallen wegen seiner Ansehnlichkeit.
Edelstahl
Neben Eisen- und Bleirohren soll es vor allem noch Edelstrahlrohre geben. Doch auch hier kann ich nur wenig dazu sagen, außer: Diese Art Rohre sind prinzipiell für Innen und Außen geeignet und besonders stabil, hitzeresistent und langlebig. Edelstahl ist nicht korrosionsanfällig und – gerade im Vergleich zu Blei und Gusseisen – leichtgewichtig.
Wie die meisten Abwasserrohrsysteme werden auch Edelstahlrohre in einander gesteckt.
Beton
Betonrohre werden nicht im Haus verbaut, sondern im Außenbereich. Dort nutzt man sie gerne für die Grundleitung, denn Hitze und Druck stecken sie locker weg, sie alern kaum und sind überdies auch noch relativ preisgünstig. Allerdings haben sie gut Gewicht und sind aus statischen Gründen nicht immer verwendbar.
Von Baustellen kennen wir vor allem die geraden Röhren, doch tatsächlich gibt es auch hier unterschiedliche Profile und Formen.
Die Auswahl ist schon groß, aber nur auf den ersten Blick
Eine Auswahl ist also da, wird aber durch die Zweckbindung einiger Materialien eingeschränkt und – natürlich – durch ihre Verfügbarkeit.
HT-Rohre sind in jeden Baumarkt verfügbar, Schallschutzrohre dagegen nicht. Die bekommen Sie häufig nur im Fachhandel, in Onlineshops oder beim Sanitärer.
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