Heimwerkerkurse boomen

Heimwerkerkurse sind ein boomendes Angebot. Kein Wunder, in Zeiten steigen­der Preise, sinkender Löhne und eines Immobilienbooms setzen viele auf die Mus­kelhypothek, um unnötige Ausgaben zu vermeiden. Dabei sind die Ergebnisse nicht immer überzeugend. Gutachter warnen mittler­weile nicht nur vor Handwer­ker- und Baupfusch, sondern zunehmend auch vor Heim­werkerpfusch. Denn die Fol­gen können gravierend sein: Schimmel, Wasserschäden, herabfallende oder sprin­gende Fliesen und vieles andere mehr. Verständige Menschen informieren sich. Doch Bücher und Heimwerkerratgeber beantworten
nicht jede Frage und verbrei­ten teils sogar Fehlinformati­onen. Das gilt übrigens auch für Herstellerinformationen, die lange nicht immer zuver­lässige und sachlich richtige Informationen bereithalten.

Beratung in Baumärkten und Fachgeschäften ist sehr unterschiedlich

Die Beratung in Baumärkten ist sehr von der Qualifikati­on der Mitarbeiter abhängig und der vollständigen Schil­derung des Problems oder der geplanten Maßnahme. Und selbst ausgewiesene Fachleute wie z.B. Handwer­ker erbringen nicht immer die erhoffte Leistung. Da ist ein Heimwerkerkurs eine durchaus interessante Alter­native.

Und was bringt ein solcher Kurs? – Ein Selbstversuch

Die Autorin hat es geprüft. Am vergangenen Samstag nahm sie an einem Kurs zum Thema Fliesen legen teil. Zu Kursbeginn um 10:00 hatten sich acht Personen (vier Männer und vier Frau­en) eingefunden. Vom Häus­lebauer über Hausbesitzer, Häuslekäufer bis hin zur Tochter eines älteren Mie­terehepaares und sogar ei­nem Handwerker. Der eine wollte Bäder und Küchen im eigenen Haus selbst gestal­ten, die Tochter ihren Eltern ein schimmelfreies Bad er­möglichen, da der Vermie­ter schon seit Jahren nichts mehr getan habe und der eine oder andere ein paar Reparaturen durchführen. Der Handwerker wollte seinLeistungsportfolio erweitern und dafür qualifizierte Grundkenntnisse erwerben.

Theorie und Werkzeugkunde zur Einführung

Der Unterricht begann mit Theorie, z.B. der Frage, wa­rum es verschiedene Flie­senkleber gibt und wann welche Art eingesetzt wird, wie man den Untergrund vorbereitet. Welche Materi­alien es braucht… (Wussten Sie z.B. dass es Dichtungs­bänder gibt?), um den ver­schiedenen Gegebenheiten vor Ort zu begegnen. Die anschließende Werkzeug­kunde informierte über die wichtigsten Hilfsmittel — und es gibt durchaus mehr als nur Fliesenschneider — und wie sie benutzt werden.

Auf das Wissen folgt die Praxis

In der Praxisphase zeigte sich schnell, wer mit welchen Hilfsmitteln gut zurecht kam, und dass es sich lohnt, die­se auszuprobieren. Wer mit einer Papageienzange keine vernünftigen Ergebnisse er­zielen kann, der sollte viel­leicht auf sägen und feilen umsteigen, so mein Fazit. Übrigens — eine Schutzbrille kann die Autorin jedem nur empfehlen.

Ein konkretes Projekt zum Abschluss

In der letzten Phase geht es dann an das Fliesen einer Wand. Etwa zwei bis drei Quadratmeter sollen gelegt werden, mit der Aussparung von Fenstern, einer Dusch­tasse und natürlich auch den Aussparungen der Zuleitun­gen. Gerade Fugen sind eine Kunst, und auch ein schönes optisches Gesamtbild ist in der Praxis schwieriger als in der Theorie.

So mancher der Anwesen­den erkennt denn auch: Ich beschränke mich lieber auf Reparaturen, doch in einige Fällen ist auch die Lust auf mehr geweckt.

Ist ein solcher Kurs etwas für Heimwerker?

Defini­tiv. Fliesen legen kann man nicht, weil Vater, Onkel oder Freund das schon mal ge­macht haben und die Fliesen ganz ordentlich aussahen. Insbesondere im Bad sollten Sie sich eine professionel­le Einführung gönnen, um möglicherweise teure Fehler zu vermeiden. Sicherlich sind Sie nach einer solchen Maßnahme auch in der Lage, Reparaturen vernünf­tig durchzuführen. Vor allem aber macht ein solcher Kurs auch für jene Haus- und Im­mobilienbesitzer Sinn, die nicht unbedingt selbst hand­werklich tätig werden wol­len, sondern die angebotene oder gelieferte Leistung kon­trollieren möchten und Wert legen auf eine vernünftige Leistung. Jetzt kann die Au­torin z.B. unterscheiden, wel­che Leistungen in einem soli­den Angebot aufgeführt sein sollten, und annähernd qua­lifiziert beurteilen kann sie eine durchgeführte Leistung auch erst jetzt. Ein Handwer­kerseminar lohnt sich also. Wie sieht es mit den Kosten aus? Für ein Tagesseminar wie bei der DiY-Akademie z.B. legt man durchaus bis zu 100 Euro an. Eine hohe Ausgabe, ist man lm ersten Moment geneigt zu denken. Doch auf den zweiten Blick ist die Ausgabe bei Weitem nicht so hoch. Schon ein Rat­geber kann etliche 10 Euro kosten, und damit relativie­ren sich die Ausgaben. Und wenn Ihnen die gewonnene Sachkenntnis zusätzlich teu­re Reklamationen oder Repa­raturen erspart, dann haben Sie in jedem Fall gewonnen, und nicht nur Geld, sondern auch Zeit und Nerven.

Das Fazit der Autorin: Empfehlenswert

Dieser Beitrag ist erstmals leicht verändert veröffentlicht worden in Haus & Grund Journal, Magazin von Haus und Grund Rehin-Berg e.V. Januar 2013, Seite 17.